„Wir haben einfach weitergemacht.“ Das geht mir durch den Kopf, wenn ich den Bericht vom vorigen Jahr heute noch einmal lese. Ich denke, das ist nicht selbstverständlich:
Kurs halten trotz aller Widrigkeiten um uns herum.
Immer noch beeinträchtigt uns Corona. Der Krieg in der Ukraine mit so viel Leid dort und mit so vielen geflüchteten Menschen, die unsere Hilfe auch hier in Deutschland brauchen, fordert uns. Die Unrechtsregime im Iran und in Afghanistan, welche weiterhin viele Menschen zur Flucht zwingen, erschüttern uns. Die Not in Afrika mit schwerster Traumatisierung der Flüchtenden auf ihrer Route durch die Sahara und über das Mittelmeer erleben wir, wenn wir mit den traumatisierten Geflüchteten zu tun haben. Und nicht zuletzt wächst auch die soziale Not in unserem Land.
Welchen Raum geben wir da den Belangen der psychisch kranken Kinder und Jugendlichen?
Ihre spezifische Not, der Mangel an Behandlungsplätzen auf den Stationen der Kinder- und jugendpsychiatrischen Universitätsklinik, die langen Wartezeiten in den kinderpsychiatrischen und psychotherapeutischen Praxen sind durch diese Veränderungen in der Welt nochmals zugespitzt. Kinder von Suchtkranken oder von psychisch kranken Eltern, Kinder aus Familien mit Fluchterfahrung, welche selbst traumatisiert oder durch die Traumatisierung der Eltern in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind, brauchen weiterhin in besonderem Maße Unterstützung. Unbürokratische Hilfen für stationär aufgenommene Kinder und Jugendliche aus armen Familien sind mehr denn je notwendig. Stationär behandelte psychisch kranke Kinder und Jugendliche benötigten immer noch Aktivitäten im „normalen Leben“, um die Erkrankung hinter sich zu lassen, wobei die Umsetzung dieser Hilfen durch Corona schwieriger und kostspieliger geworden ist. Die Arbeit unseres Vereins bleibt weiterhin dringend notwendig.
Wie in den Jahren zuvor konnten wir die sozialen Aktivitäten auf den Stationen der psychiatrischen Universitätsklinik, der Klinik „Haus Vogt“ und in der Klinikschule unterstützen. Auch für viele kleine Anliegen auf den Stationen der Kinder- und Jugendpsychiatrie leisteten wir unbürokratisch Hilfe. Das reichte vom kleinen Geburtstagsgeschenk für die dortigen Kinder, der Erstausstattung mittelloser Jugendlicher mit Kleidern bis zur Ermöglichung der Teilnahme am Projekt KONTIKI (Kontakt Kinder-Tiere auf dem Mundenhof).
Das Projekt zur Unterstützung für traumatisierte geflüchtete Kinder und Familien hat sich weiter konsolidiert: Wir unterstützten Refugium auch 2022 durch inhaltliche Mitarbeit und indem wir eine spezielle Kindersprechstunde finanzierten. Wichtig war uns die Fortführung von bewährten und seit vielen Jahren unterstützten Projekten wie: „Kinder psychisch kranker Eltern“ (MAKS/Anker), „Eingebunden – Therapeutisches Klettern“, einem Gruppenprojekt zur Trauerbewältigung bei Verlust von einem Angehörigen (oft durch Suizid!).
Finanziell konnten wir Projekte und Förderungen in Höhe von insgesamt ca. 38.000 € umsetzen, jeweils etwa zur Hälfte im stationären Rahmen und im ambulanten Bereich. Erfreulicherweise hat die Großzügigkeit unserer Spender weiter eine stabile finanzielle Situation des Vereins ermöglicht. Es ist gelungen, den Verwaltungsaufwand durch ehrenamtliches Engagement sehr gering (bei ca.5 % der Gesamtausgaben) zu halten und ausschließlich über Mitgliedsbeiträge zu finanzieren.
Wie in den Vorjahren kamen alle Spenden und Geldauflagen zu 100 Prozent den geförderten Projekten zugute.
Alle Aktivitäten und Förderungen im Einzelnen aufzuführen, würde den Rahmen dieses Jahresrückblicks sprengen. Auf unserer Homepage www.freiburger-kinderhilfe.de finden sich detaillierte Beschreibungen. Die genannten Aktivitäten sollen auch im neuen Jahr fortgeführt werden.
Grundprinzipien unserer Projektförderung
Unser wichtigster Grundsatz ist die unbürokratische und schnelle Hilfe für psychisch kranke Kinder in Not, vor allem bei Einzelfall-Hilfen sowohl für stationär aufgenommene Kinder als auch im ambulanten Bereich. Bei Projekten ist das Ziel unserer Vorgehensweise eigentlich: „Anschubfinanzierung“ für etwas, was fehlt und ohne unsere Initiative nicht auf den Weg kommen könnte. Und „eigentlich“ wollen wir längerfristig eine gesicherte Finanzierung über Wohlfahrtsverbände etc. bewirken. Oft ist es aber so, dass dies nicht gelingt und unsere Projekte eine dauerhafte Unterstützung benötigen, wie zum Beispiel die fortlaufenden Hilfen in der Klinikschule und im stationären Bereich, wo wir Möglichkeiten außerhalb des engen Rahmens der Kassenleistungen und der bürokratischen Vorgaben eröffnen und erhalten. Im ambulanten Bereich gewähren wir beispielsweise seit vielen Jahren Hilfen für finanziell schwächer gestellte Familien, um deren Kinder das therapeutische Klettern zu ermöglichen.
Stand des Projektes „Neue Tagesklinik“
Die bürokratischen Hindernisse zur Errichtung einer Tagesklinik für psychisch kranke Kinder und Jugendliche, welche gleichzeitig von einer kognitiven Behinderung betroffen sind, sind gewaltig. Gleichzeitig wird deutlich, dass auf den Stationen der Kinder-und Jugendpsychiatrischen Universitätsklinik viel zu wenige Behandlungsplätze bereitstehen. Unter Federführung von Herrn Professor Dr. Fleischhaker, unserem 2. Vorsitzenden, versuchen wir, gemeinsam mit der Initiative für die Kinderkliniken Abhilfe zu schaffen. Dieses Vorhaben braucht einen langen Atem und einen finanziellen Grundstock, wobei wir als Verein gleichsam die Basis für ein „fundraising“ schaffen möchten. Hier sind wir auf einem guten Weg.
Förderer und Spender
Unsere Arbeit wurde seitens der Gerichte und Staatsanwälte in Form von Geldauflagen unterstützt, wobei der Gesamtbetrag in etwa dem des Vorjahrs entspricht (17.000 €).
Das Spendenaufkommen in diesem Jahr (34.000 €) war für uns sehr erfreulich, auch als Zeichen der Wertschätzung für unsere Arbeit. Ein Highlight war die Aktion „Kinder unterm Regenbogen“ (10.000 €).
Wir sind sehr froh, dass wir wiederum eine ganze Reihe von regelmäßigen Spenden erhalten haben: Besonders hervorzuheben ist ein Beitrag der Familie und Firma Merkle, Gottenheim, die uns jetzt bereits im 10. Jahr unterstützt (6.940 €), davon 2940 € durch eine Sammelaktion der Belegschaft. Weitere zum Teil langjährige Unterstützung erhielten wir von vielen Spendern: Wolfgang Feierling-Rombach (5000 €); Automaten Braun (4000 €); Dr. Felix Schneider-Momm (1000 €); Peter Jürges (1000 €); Strabag-Züblin (1000€); Oliver-Bernhard-Stiftung (915 €); Bölk und Gantner (750€); About Zero (780 €); M. Wohleber (500 €); Elektrotechnik M. Kathan (300 €); Läufer Bau (300 €); je 200 € erhielten wir von der Sparkasse Freiburg und A. Kappes. Besonders hervorheben möchte ich weitere Sammelaktionen, zum Beispiel des Vereins KRA-Kiddy Wyhl (300 €), der Belegschaft von Obi-Nord (mit vielen schönen Sachspenden) und anlässlich des Geburtstages von Frau Kerstin Bassenge, bei dem fast 2000 € zusammenkamen. Den ca. 100 Mitgliedern unseres Vereins und den vielen „kleineren“ Einzelspendern, die hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden können aber in der Summe einen riesigen Beitrag geleistet haben, gilt mein besonderer Dank.
Ihnen allen danken wir stellvertretend für die psychisch kranken Kinder und Jugendlichen von Herzen. Ohne Sie wäre unsere Arbeit nicht möglich!
Im Januar 2023
Dr. Martin Sieber, 1.Vorsitzender